Smartphones, I-Phones und die Auswirkungen auf die soziale Kompetenz im Alltag

 

Dieser Artikel von mir ist 2013 auf dem Portal suite101 erschienen, das mittlerweile nicht mehr existiert.

 

Hat die ständige Verbundenheit mit dem Internet, durch Smartphones und I-Phones negative Auswirkungen auf die soziale Kompetenz im Alltag?

 

Kann man durch technologische Fortschritte natürliche Fähigkeiten verlieren?

 

Vom Stand Oktober 2012 besaßen in Deutschland 29,5 Millionen ein Smartphone. Die Möglichkeiten haben sich durch diese Technologie sehr erweitert. So sind es heute nicht mehr nur Anrufe und SMS, sondern auch alles was das Internet zu bieten hat, mit dem man sich überall wo man gerade ist, beschäftigen kann.

 

Vergleicht man verschiedene Situationen von früher mit heute sieht man deutliche Unterschiede. Personen, die früher beispielsweise eine Veranstaltung, sei es ein Seminar oder Sonstiges besucht haben, haben in der Pause meist Kontakt zu anderen gesucht bzw. ergab sich beispielsweise am Buffet das ein oder andere Gespräch. Das ist natürlich auch heute noch möglich und kontaktfreudige Menschen werden immer noch das reale Gespräch suchen. Doch es ist schon sehr häufig zu beobachten, dass sich viele in den Pausen lieber in ihr Smartphone vertiefen, das reicht als Beschäftigung auf jeden Fall für eine Pausenlänge. Insbesondere auf schüchterne und zurückhaltende Menschen wirkt es sich eher aus, da sie sich dann nicht ihren Kontaktschwierigkeiten stellen müssen. Indem sie ständig mit ihrem Smartphone oder I-Phone beschäftigt sind, sind sie nicht gefordert selbst irgendein Gespräch aufzubauen und werden höchstwahrscheinlich von anderen gar nicht angesprochen, weil sie ja so beschäftigt wirken. Was für die Betreffenden zwar ganz angenehm bzw. entlastend ist, wirkt sich aber negativ auf die soziale Kompetenz aus. Was nicht trainiert wird, verkümmert.

 

Insbesondere wenn es ohnehin zu den Schwachstellen einer Person zählt. Es ist durchaus wichtig in normalen, alltäglichen Handlungen geschult und gefordert zu bleiben, als diesen auszuweichen. Denn es gibt Situationen, wo man sich diesen Anforderungen in jedem Fall stellen muss z. B. bei Vorstellungsgesprächen, etc. Und wenn man in Bezug auf seine persönlichen kommunikativen Fähigkeiten nicht geübt ist, dann wird es umso schwieriger sein, solche Situationen erfolgreich zu bewältigen. 

 

Insbesondere Jugendliche sagen in Zusammenhang mit Smartphones, dass sie dadurch ihre Freundschaften viel mehr pflegen können und mehr Kontakt und Austausch stattfindet. Doch die Gewohnheit ständig auf das Handy bzw. Smartphone zu sehen, um zu überprüfen ob neue Nachrichten etc. eingegangen sind, ist so stark geworden, dass dies auch im persönlichen Kontakt mit Freunden oder auch anderen Personen praktiziert wird. Selbstverständlich müssen alle eingehenden Nachrichten sofort gelesen und beantwortet sowie alle Anrufe angenommen werden, unabhängig ob das nun wirklich gerade wichtig ist oder nicht. Das ist so normal geworden, dass man schon ganz darauf vergisst, dass es sich dabei eigentlich um eine unhöfliche Verhaltensweise handelt. Man widmet sich nicht mehr ganz seinem Gegenüber, sondern ist ständig mit einem Auge und/oder Ohr beim Smartphone. Unterbrechungen in Gesprächen sind dann oft an der Tagesordnung. Dass dies nicht gerade den Gesprächsfluss und die Vertrautheit im direkten Kontakt stärkt, liegt auf der Hand.

 

Studien zur Handy und Smartphone Nutzung

 

Von den Handybesitzern gehen 75 Prozent nicht ohne das Gerät aus dem Haus. 42 Prozent haben es ständig in Reichweite, auch in der Nacht (Synovite, 2009). Egal ob man auf der Straße geht oder beispielsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, das Handy oder Smartphone ist bei den meisten immer wieder in Aktion.

 

Die GO-SMART-Studie (Juni 2010) welche die prognostizierte Smartphone Nutzung bis 2012 untersuchte, ergab, dass das mobile Internet mittels Smartphone bei der Gruppe der Intensivnutzer einen Zuwachs von 83 Prozent ausmachen würde. Von den Smartphone Nutzern verwendet knapp die Hälfte das Gerät um Leerlaufzeiten auszufüllen, von den Vielnutzern sind es über 80 Prozent.

 

Eine Studie an der Baylor University (USA) ergab, dass die soziale Entwicklung Jugendlicher durch eine sehr intensive Nutzung des Smartphones beeinträchtigt wird. Erwachsene würden aber ebenfalls durch eine ausgeprägte Nutzung von Handy und Smartphone ihre realen, sozialen Kontakte vernachlässigen. Vor allem die Allgegenwärtigkeit des Smartphones sei verführerisch. Denn wer ständig in sein Smartphone vertieft ist, ist schwer oder nicht ansprechbar. Durchschnittlich sollen Jugendliche pro Tag über 109,5 SMS versenden und ebenfalls über hundert empfangen. Hinzu kämen dann noch das Versenden von E-Mails und die Aktivitäten auf Facebook. Überprüft werde das Gerät mindestens sechzig Mal pro Tag. Bei einer andere Studie an der University of Michigan kam heraus, dass sich Jugendliche während der Zeit, die sie mit ihren Freunden verbringen, ein Viertel dieser Zeit mit dem Handy/Smartphone beschäftigen. In dieser Verhaltensweise stecken sich die Jugendlichen auch gegenseitig an. Das liege an dem Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz. Wenn ein Freund zum Smartphone greift, fühle man sich ausgeschlossen wenn man nicht selbst auch sein Handy oder Smartphone in die Hand nimmt. Hinzu kommt sicherlich das Bedürfnis nach außen hin wichtig und beliebt zu erscheinen.

 

Allgemeine psychologische Auswirkungen

 

Ebenso wie beim Internet allgemein sehen viele Experten auch in Smartphones ein Suchtpotenzial. Das trifft insbesondere auf Personen zu, die in Bezug auf ein Suchtverhalten gefährdet sind. Aber abgesehen davon, prägt der uneingeschränkte Zugang zur virtuellen Welt auch das Sozialverhalten. Tendenziell besteht die Gefahr, dass man das Gefühl für andere im persönlichen Kontakt, sowie für Höflichkeit immer mehr verliert. Die Fähigkeit anderen wirklich zuhören zu können, die ohnehin bei vielen nicht sehr gut ausgeprägt ist, kann ebenfalls darunter leiden, da man ja mitunter ständig abgelenkt ist oder sich selbst absichtlich ablenkt.

Um selbst zu sehen wie sehr man sich von dieser Technologie schon abhängig macht und ob das Sozialverhalten darunter leidet, empfiehlt es sich auch mal ohne Smartphone/ I-Phone oder Handy außer Haus zu gehen oder es zumindest im direkten Kontakt mit anderen, sowie bei Seminaren und Veranstaltungen tatsächlich abzustellen. Fällt das allzu schwer, machen sich wohl schon die ersten Anzeichen einer Prägung des Sozialverhaltens bemerkbar. Ebenso kann man in einer ehrlichen Selbstreflexion überprüfen wie sehr man das Smartphone benutzt, um nach außen hin einen hohen sozialen Status im Sinne von beliebt, wichtig etc. zu demonstrieren.

 

Quellen:

 

GO SMART 2012: ALWAYS-IN-TOUCH Studie zur SmartphoneNutzung 2012 http://www.ottogroup.com/media/docs/de/studien/go_smart.pdf

 

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/198959/umfrage/anzahl-der-smartphonenutzer-in-deutschland-seit-2010/

 

http://magazin.bildkontakte.de/lifestyle/handy-schadet-beziehungen.html

 

http://www.pcgameshardware.de/Studie-Thema-208650/News/Smartphone-Twitter-Facebook-1039077/

 

http://www.dailymail.co.uk/news/article-2241326/It-s-probably-better-talk-How-checking-phones-60-times-day-driving-away-friends.html