Burnout: Wie entsteht der Teufelskreis?

 

Dieser Artikel von mir ist 2012 auf dem Portal suite101 erschienen, das mittlerweile nicht mehr existiert.

  

Das Thema Stress und Überlastung ist in aller Munde. Speziell in der Vorweihnachtszeit ist für viele Menschen Stress bereits ein Normalzustand.

 

Die „Zeit der Besinnlichkeit“ lässt tatsächlich wenig Zeit und Raum nach innen gehen zu können.

Die Frage, die sich stellt, ist: Warum dominiert der Stress im Leben so vieler Menschen so stark? Ist es immer nur der Druck, der von außen kommt? Oder spielen innere Prozesse ebenfalls eine große Rolle?

 

Das Burnout-Syndrom verbreitet sich immer mehr, und das liegt nicht nur daran, dass es zu einer Art Modebegriff geworden ist. Es brennen tatsächlich immer mehr Menschen aus.

 

Der Begriff "Burn out" (engl. "to burn out" = "ausbrennen") war ursprünglich ein technischer und kam aus der Luft- und Raumfahrt wo "burn out" auf den Brennschluss einer Raketenstufe, bzw. den Ausfall eines Flugzeugtriebwerks aufgrund von Treibstoffmangel hindeutet.

 

Der Begriff wurde dann von Herbert J. Freudenberger 1974 geprägt und auf den Menschen übertragen.  Als Ursache von Burnout sah Freudenberger den Versuch einer Person, unrealistische Erwartungen, sei es selbst gesetzt oder aufgezwungen durch Druck von außen, mit allen verfügbaren Kräften zu verwirklichen.

Dass die Umstände ebenfalls ihren Teil dazu beitragen steht außer Frage. Der Arbeitsmarkt ist nicht gerade rosig. Viele fürchten ihren Job zu verlieren und wagen es daher nicht ausreichend Grenzen zu setzen, wenn ihnen zu viel abverlangt wird.

 

Wodurch verliert man Energie?

 

Doch Energie kann man auf vielfältige Weise verlieren. Der Beruf ist dabei nur eine Sparte. Meist wird das Burnout Syndrom mit dem Beruf und der beruflichen Überlastung in Zusammenhang gebracht. Bei genauerer Betrachtungsweise sieht man jedoch, dass immer noch weitere Variablen beteiligt sind.

 

Wesentlich sind die Persönlichkeitseigenschaften. Stellt ein Mensch sehr hohe Ansprüche an sich selbst, ist die Überlastungsgefahr viel höher. Denn dieser Mensch steht von innen heraus unter Dauerspannung. Kommt von außen noch zusätzlich Druck, der wiederum den Anspruch perfekt zu sein noch weiter erhöht, ist der Weg ins Burnout sehr begünstigt.

 

Dies trifft allerdings nicht nur auf den Beruf zu. Personen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen, versuchen es auch häufig privat anderen recht zu machen. So kann es ihnen sehr wichtig sein bei anderen beliebt zu sein. Hinzu kommt ein mögliches zurechtgelegtes Image, der oder die Starke zu sein, viel aushalten zu können, immer für andere da zu sein etc.  Grenzen werden dann meist wenig oder gar nicht gesetzt.

 

Die Auswirkungen

 

Dieses Konstrukt wirkt sich geistig, emotional und körperlich aus. So zeigt sich auch die Erschöpfung, wenn man ein gewisses Maß überschritten hat, in all diesen drei Bereichen.

Dazu zählen: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche, eine verringerte emotionale Belastbarkeit, Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit, Frustration, vermehrte depressive Reaktionen und Rückzug, Schlafstörungen, Alpträume, Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, vermehrter Griff zu Aufputschmitteln, Verspannungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Immunschwäche, häufige Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden, erhöhte Pulsfrequenz, erhöhter Blutdruck etc.

 

Wenn die Person dann in ihren Kräften nachlässt, erhöht sich wieder der Druck von innen und möglicherweise auch von außen. Der innere Antrieb versucht den schleichenden Energieverlust zu kompensieren. Es kommt zu vermehrter Anstrengung und in weiterer Folge werden Tätigkeiten, die sonst leicht von der Hand gehen, ebenfalls immer anstrengender und schwerer zu bewältigen. Aus diesem Kreislauf können die Betroffenen meist erst ausbrechen, wenn sie wirklich nicht mehr können. Erst dann suchen sie Hilfe. Denn für Perfektionisten ist es besonders schwierig sich einzugestehen, dass sie Hilfe benötigen und diese auch anzunehmen.

 

Dass wir uns in Zeiten großer Umbrüche befinden, dürfte niemanden mehr entgangen sein. Mit dem Thema der Angst wird man sehr stark konfrontiert, vor allem auch mit existenziellen Ängsten. Häufig wird versucht die eigenen inneren Ängste entweder wegzudrängen, was sie jedoch nicht auflöst oder durch Anstrengung in anderer Weise zu überdecken. Beispielsweise wenn jemand unter existentiellen Ängsten leidet, könnte er alles Mögliche versuchen um seine Existenz zu sichern. Dies ist nicht unbedingt falsch. Doch wenn der einzige Motivator Angst ist, führt dies selten zu einem erfolgreichen Ergebnis, es erhöht jedoch den inneren Druck. Hinzu kommt, dass viele Menschen insbesondere jene die recht feinfühlig sind, diese kollektiven Energien der Angst, Unsicherheit, Frustration etc. stark spüren. Häufig ist es auch schwer zu unterscheiden welche Gefühle nun die eigenen sind und welche man von anderen bzw. vom Kollektiv übernommen hat. 

 

Präventiv ist es wichtig zu spüren was einem selbst gut tut und was nicht – und dann auch entsprechend zu handeln. Dasselbe gilt für den Kontakt mit Personen, die eine negative Wirkung auf uns haben. Grenzen zu setzen kann für das persönliche Wohlbefinden von erheblicher Bedeutung sein, und das ist manchmal wichtiger als jegliche Höflichkeit und Angepasstheit.

 

Steckt man zu sehr im Teufelskreis, sollte man sich nicht scheuen fachmännische Hilfe zu suchen.